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Wirksame BürgerInnenbeteiligung braucht Inklusion – was das für digitale Lösungen bedeutet

BürgerInnenbeteiligung ist heute für die meisten Regierungen ein integraler Bestandteil der eigenen Politik. Bürgerversammlungen, Bürgerbudget oder die frühzeitige Veröffentlichung von geplanten Projekte sind heute eingeübte Praxis. Gleichzeitig wächst die Unzufriedenheit darüber, dass häufig ganze Bevölkerungsschichten am Beteiligungsprozess nicht teilnehmen.


Hier können digitale Lösungen helfen. Digitale BürgerInnenbeteiligung kann die Partizipation modernisieren und auf das nächste Level bringen.




Die Vorteile digitaler BürgerInnenbeteiligung für die Bürger


Bessere Zugänglichkeit: Die BürgerInnen können auf digitalen BürgerInnebeteiligungsplattformen 24 Stunden am Tag teilnehmen. Sie müssen auch nirgendwo hingehen oder hinfahren sondern beteiligen sich einfach per Smartphone oder Computer.


Einfachere Bedienung: Die Module von digitalen Plattformen erlauben verschieden starke Ebenen des Engagements, je nachdem, wie sehr sich der Nutzer einbringen möchte. Zusätzlich nutzen die digitalen Beteiligungsplattformen intuitive Elemente und Gamification Aspekte, um die Bedienung zu erleichtern


Mehr Transparenz: Jeder User sieht die Beiträge aller anderen Mitglieder (vom Entscheidungsträger über den Experten bis zum Bürger) und kann entsprechend

informierter an der Debatte teilnehmen.


Die Vorteile digitaler BürgerInnenbeteiligung für die Gemeinde


Weniger Aufwand: Im Vergleich mit der Organisation von offline Events und Workshops, die sowohl zeit- als auch kostenintensiv sind, sind die digitalen Plattformen weniger aufwändig.


Verankerung der BürgerInnenbeteiligung: Bei einigen digitalen Plattformen zur BürgerInnenbeteiligung können Beteiligungsprojekte modular genutzt werden. Das bedeutet, dass die Projekte zeitlich aufeinander folgen, die User aber auf der Plattform bleiben und vergangene Projekte ansehen können. So wird aus mehreren einzelnen Beteiligungsprojekten ein langfristiges großes Projekt und die Praxis der BürgerInnebeteiligung wird nachhaltig verankert.


Angesichts dieser Vorteile ist es wenig verwunderlich, dass digitale Plattformen zur BürgerInnenbeteiligung auf dem Vormarsch sind. Aber bei aller Euphorie: die digitalen Möglichkeiten bringen auch neue Herausforderungen mit sich, die dringend bewältigt werden müssen, wenn man wirksame BürgerInnenbeteiligung umsetzen möchte. Ein besonders wichtiger: Inklusion.


Ohne Inklusion ist jede BürgerInnenbeteiligung verzerrt


Nicht jeder Mensch ist in der digitalen Welt zuhause. Wer den Fakt ignoriert, dass Millionen von Menschen mit digitalen Lösungen mindestens fremdeln, ist nicht in der Lage, eine repräsentative und entsprechend wirksame BürgerInnenbeteiligung umzusetzen.


Entsprechend sollte jeder Entscheider die Frage der Inklusion auf seine To-Do Liste schreiben, bevor er ein Beteiligungsprojekt mit digitaler Unterstützung startet.


Dabei sind es vor allem vier Faktoren, die Inklusion entscheidend prägen und entsprechend beachtet werden sollten.


1 – Verzahnung von on- und offline Beteiligung


Eine wirksame BürgerInnenbeteiligung bezieht so viele Menschen wie möglich über Milieugrenzen hinweg mit ein und bringt sie näher zusammen. Entsprechend sinnlos wäre eine komplette Abkehr von den traditionellen offline Methoden. Man würde die Menschen, die sich heute bereits engagieren verlieren. Digital und Präsenz arbeiten miteinander, nicht gegeneinander.


Gute digitale Plattformen zur BürgerInnenbeteiligung haben die Möglichkeit, dieses Nebeneinander noch schlagkräftiger zu machen, indem sie beide Sphären miteinander verzahnen. Zum Beispiel über das Teilen von Informationen rund um offline Aktivitäten.

Zum Projekt findet ein Workshop statt? Die Einweihung eines Bürgerprojekts ist für die Öffentlichkeit zugänglich? In vielen Fällen kann die digitale Plattform im Vorfeld oder durch persönliche Beiträge im Nachhinein, die offline Events bewerben und so das Projekt insgesamt stärken.


Aber auch umgekehrt sind Synergien möglich. Zum Beispiel, wenn sich ein Beteiligungsprojekt an besonders viele nicht-digitale Menschen richtet. In diesen Fällen ist es ratsam, lokale Experten hinzuzuziehen. Sie kennen die Begebenheiten, die Menschen und die Besonderheiten des Gebiets und können mit Ihrer Expertise den partizipativen Prozess stärken. Und sie können auf offline Events die Plattform vorstellen und nutzen. Damit sorgen sie dafür, dass die Menschen die Angst vor den digitalen Lösungen verlieren.


Als beispielsweise die Stadt Straßburg mit der Beratung über die Neugestaltung der Stundenpläne aller Schulen begann, arbeiteten die Stadt und Civocracy mit einem Partner zusammen, der das lokale Ökosystem genau kennt. Dadurch wurde das Projekt signifikant repräsentativer.


2 – Einfache Bedienung der Plattform


Je einfacher eine digitale Plattform zur BürgerInnenebeteiligung zu bedienen ist, je weniger Barrieren sie hat, desto mehr Menschen werden sie nutzen. Die Plattform wird also inklusiver.

Konten müssen leicht erstellt werden können. Ein intelligenter Algorithmus muss dafür sorgen, dass alle Beiträge die Chance haben, gesehen zu werden. Es müssen regelmäßig E-Mails an die User geschickt werden, die auf die Möglichkeiten der Plattform hinweisen. Die User müssen eindeutig darüber informiert werden, wann die Beteiligung beginnt und endet. Das Design der Plattform muss angenehm und sinnvolles sein. Eine barrierefreier Zugang muss gewährleistet sein. All dies sind Punkte, die eine gute digitale BürgerInnenbeteiligungsplattform beachten muss.


Aber auch die einzelnen Funktionen können inklusiv sein. Beispielsweise ein Fragebogen, der kein übermäßiges Engagement erfordert. Damit werden nicht nur Daten gesammelt. Mit diesem leicht zu bedienenden Instrument wird die erste angebotene Beteiligungsebene so zugänglich wie möglich gemacht.


Eine interaktive Karte kann für eine spielerische Einbindung der Bürger durch die Visualisierung des Territoriums sorgen. Das Instrument des Bürgerhaushalts funktioniert digital besonders einfach und bietet den Bürgern einfache Handlungsfelder.


Wenn ein Teil der BürgerInnen Schwierigkeiten hat, schriftliche Informationen zu nutzen, müssen die digitalen Anwendungen Alternativen bieten. Entsprechend sollte eine BürgerInnenbeteiligungsplattform auch die Möglichkeit geben, multimediale Inhalte (Bilder, Videos), zu nutzen.


3 – Schutz der Privatsphäre


Das Thema Datenschutz ist im digitalen Zeitalter besonders sensibel. Was genau mit den eigenen Daten passiert ,ist für die meisten User auf Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok etc. nicht immer nachzuvollziehen. Aber wenn es um BürgerInnenbeteiligung geht, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den Daten der Nutzer von entscheidender Bedeutung.


Eine Plattform, die Datenschutz ernst nimmt, sollte verschiedene Möglichkeiten bieten, die eigenen Daten zu schützen. Zum Beispiel über verschiedene Schutzlevel (Anonymisierung, Pseudonymisierung oder voller Name). Die Auswahlmöglichkeiten müssen dazu eindeutig formuliert und positioniert sein. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Userdaten geschützt sind. Zusätzlich bauen diese Möglichkeiten eventuelle Bedenken von Usern ab und führen zu mehr Partizipation.


4 - Zielgerichtete Kommunikation


Dafür zu sorgen, dass die Formate barrierefrei sind, ist eine Sache, dafür zu sorgen, dass alle wichtigen Gruppen von der Beteiligungsmöglichkeit wissen, eine andere.

Aus diesem Grund ist eine zielgerichtete Kommunikation ein entscheidender Teil jeder BürgerInnenbeteiligung und ein wichtiger Faktor beim Thema Inklusion. Ein Aushang am Rathaus erreicht eben nur einen Bruchteil der Menschen. Entsprechend benötigt man eine Kommunikationsstrategie.


Die Digitalgemeinde erreicht man am ehesten über soziale Netzwerke (Stadtseite und Gruppe(n), Kauf von Werbung) oder auf der Website der Gemeinde.


Eine Pressemitteilung, an die regionale und/oder spezialisierte Presse, oder ein Plakat vor Orten, an denen sich die Zielgruppe aufhält, kann ebenfalls Wunder wirken.


Ein weiterer, oft übersehener, Weg, ist die Einbindung von Bürgerbotschaftern – also einflussreiche Personen in der Bürgerschaft. Sie genießen das Vertrauen ihrer Gemeinschaft und können die Menschen dazu bewegen, sich zu beteiligen und zu engagieren. Die digitale Plattform kann hier als Informationsbasis dienen. Zum Beispiel durch Plakate und Aushänge zum selbst ausdrucken oder gesammeltes Pressematerial.


Inklusion ist Ihr Thema? Lassen Sie uns reden!


Die Einbeziehung aller relevanten Gruppen in die BürgerInnenbeteiligung ist kein isoliertes Thema einzelner Gemeinden. Es ist ein Grundpfeiler einer gesunden Demokratie. Partizipation kann nur gelingen, wenn wir es schaffen einen Raum zu schaffen, in dem alle Menschen Ihre Meinungen und Idee ohne Angst formulieren und austauschen können. Wir bei Civocracy arbeiten jeden Tag daran, noch bessere, noch integrativere Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, um diesen Raum bereitstellen zu können. Und wir sind offen für Vorschläge.


Haben Sie eine Idee, wie wir das Thema der Inklusion noch weiter entwickeln können? Oder möchten Sie einfach nur mit uns über BürgerInnenbeteiligung diskutieren? Schreiben Sie uns unter: roland@civocracy.org

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